«Die Geschichte der Atomwaffen wird ein Ende haben, und es liegt an uns, was für ein Ende dies sein wird. Wird es das Ende der Atomwaffen sein oder unser eigenes Ende? Eines
dieser beiden Szenarien wird eintreten. (…)
Es ist keineswegs naiv, an die erste Wahl zu glauben, und es ist keineswegs irrational zu denken, dass Atommächte abrüsten können. Es ist nicht idealistisch, an das Leben statt an Angst
und Vernichtung zu glauben, sondern es ist eine Notwendigkeit.
Wir alle stehen vor dieser Entscheidung.»
(Rede von Beatrice Fihn von der Internationalen Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen (ICAN) bei der Verleihung des Friedensnobelpreises in Oslo am 10.12.2017)
Am 12.6.18 trafen sich Donald Trump und Kim Jong-Un zu einem Gipfeltreffen in Singapur. Zum Abschluss des Treffens unterzeichneten beide eine Erklärung, in der die nukleare Abrüstung der
koreanischen Halbinsel vereinbart wird. Die USA verspricht Nordkorea im Gegenzug Sicherheitsgarantien. Wie viel dieses Versprechen wert ist, wird sich noch zeigen. Das Gespräch ist ein
Fortschritt zu den agressiven und verhetzenden medialen Machtspielchen der beiden in den vergangenen Wochen. Doch unsere Hoffnung können wir nicht bauen auf "die beiden Dikatoren" (O-Ton des
US-Senders Fox News).
Was macht Hoffnung?
Die Kampagne ICAN (International Campaign to Abolish Nuclear weapons) arbeitet in einem globalen Bündnis aus über 450 Organisationen in 100 Ländern am Verbot aller Atomwaffen. Gegründet 2006,
machen sie politische Bildungsarbeit, organisieren den Austausch von Aktivisten und treten in den politischen Dialog mit Regierungen, Parlamenten und Medien. Nachdem die Friedensbewegung ihre
Forderungen nach atomarer Abrüstung zuvorderst an die Atomwaffen-besitzenden Staaten gerichtet hatte, involviert ICAN nun erfolgreich die Nichtatomwaffen-besitzenden Staaten. So gelang ihnen,
zeitgleich zum G20 Gipfel in Hamburg, in der UN eine historische Abstimmung. 122 Länder stimmten dem eingebrachten Atomwaffenverbotsvertrag zu, nur die Niederlande stimmten dagegen, Singapur
enthielt sich. Für ihren Einsatz für das Leben erhielt ICAN Ende 2017 den Friedensnobelpreis.
Warum ist der Vertrag so bedeutsam? Sobald er von 50 Staaten ratifiziert ist, wird er zu geltendem Völkerrecht. Er verbietet: Entwicklung, Test, Produktion, Erwerb, Lagerung, Transfer,
Stationierung und Einsatz von Atomwaffen, außerdem die Drohung damit. Darüber hinaus fordert er Wiedergutmachung an Mensch und Natur, wo durch Einsatz oder Tests von Atomwaffen Schäden
entstanden sind.
Bis auf die Niederlande nahmen die Atommächte und die Nato-Staaten nicht an den Verhandlungen teil. Deutschland lehnt bis heute einen Beitritt ab. In Büchel sind etwa 20 Atomraketen
stationiert, die bei Ratifizierung des Vertrages völkerrechtswidrig würden.
Was können wir tun, damit Deutschland dem Vertrag beitritt? In den 80er Jahren gab sich die HAW den Beinamen "Atomwaffenfreie Hochschule" und protestierte damit gegen die Stationierung der
Pershing-II-Raketen auf deutschem Boden. Sie sah sich als Teil der westdeutschen Friedensbewegung, die unter dem Titel "Kampf dem Atomtod" hunderttausende Menschen auf die Straße brachte.
Heute ist die Bedrohung, das Leben aller Menschen auf dem Planeten durch den Einsatz eines Atomkrieges auszulöschen, größer als zu Zeiten des kalten Krieges. Aber auch die Möglichkeit,
Atomwaffen ein für alle Mal zu vernichten, war noch nie so groß wie heute. Warum hat sich die HAW in den 80ern in diese Frage involviert? Was können Wissenschaftler*innen für Frieden
unternehmen?
Diese Fragen wollen wir mit euch diskutieren.