Wintersemester 20014/15 Auftaktflugblatt
Der AK Friedenswissenschaft informiert:
Wissenschaft für den Menschen oder für den Profit?
„Ich halte dafür, daß das einzige Ziel der Wissenschaft darin besteht, die Mühsal der menschlichen Existenz zu erleichtern. Wenn Wissenschaftler, eingeschüchtert durch selbstsüchtige
Machthaber, sich damit begnügen, Wissen um des Wissens willen aufzuhäufen, kann die Wissenschaft zum Krüppel gemacht werden, und eure neuen Maschinen werden nur neue Drangsale bedeuten. Ihr mögt
mit der Zeit alles entdecken, was es zu entdecken gibt, und eurer Fortschritt wird doch nur ein Fortschreiten von der Menschheit weg sein.“
Bertolt Brecht, „Leben des Galilei“, 1939
Angesichts sich weltweit zuspitzender sozialer Widersprüche, vermehrtem Flüchtlingselend und erweiterter Kriegsführung – in der Ukraine unter Beteiligung von Faschisten – ist das Engagement Aller
für eine menschenwürdige Entwicklung der Gesellschaft dringend erforderlich und steht neu auf der Tagesordnung. Immer mehr Menschen wollen gegen Armut, soziale Ungleichheit und Kriege eine
Perspektive internationaler friedlicher Konfliktlösung und sozialer Verbesserungen hervorbringen.
Was alle bewegt, stellt auch Bildung und Wissenschaft vor ihre eigentliche Aufgabe: Lernend aus der Geschichte für eine soziale, demokratische und friedliche Entwicklung der Gesellschaft Partei
zu ergreifen. Für eine solche Orientierung setzten und setzen sich bundesweit Hochschulmitglieder ein und fordern, z.B. mit einer Zivilklausel, dass Hochschulen in gesellschaftlicher
Verantwortung ausschließlich für zivile und friedliche Zwecke forschen und lehren.
Diesem Engagement für Frieden steht entgegen, dass die unterfinanzierten Hochschulen in Deutschland jährlich Millionenbeträge von Rüstungsindustrie und Verteidigungsministerien erhalten. Dafür
dass die intellektuelle Arbeit allen Menschen dient und auf die Lösung gesellschaftlicher Probleme gerichtet ist, ist die Indienstnahme der Wissenschaften für das Geschäft mit dem Tod abzulehnen
und umfassend zu beenden.
Auch an der HAW wird vermehrt die Frage nach dem Sinn und Zweck von Wissenschaft gestellt, was zugunsten weltoffener Bildungseinrichtungen vor allem den Streit um die „Unternehmerische
Hochschule“ und das verschulte Ba/Ma-System (“Alles für den Standort“-Humankapital) einschließt.
Der AK Friedenswissenschaft wirkt in diesem Streit in der Hochschule und darüber hinaus für Friedenswissenschaft als Leitwissenschaft aller Wissenschaftsdisziplinen – also Kooperation zwischen
den Fächern, die Förderung der Internationalität, die Bildung mündiger Menschen und die kritische Zuwendung der Wissenschaft zu gesellschaftlichen Aufgaben.
Vor diesem Hintergrund hat sich die Fakultät Technik und Informatik im letzten Semester – unter Beteiligung des Arbeitskreises – ein Leitbild gegeben, in dessen Präambel steht, dass die Fakultät
mit „Bildung, Forschung und Transfer die nachhaltige und friedliche Entwicklung der Gesellschaft“ fördern will. Diese neuen Ansprüche gilt es zu verwirklichen und zu erweitern.
Wir sind als Arbeitskreis Teil der Friedens- und Zivilklauselbewegung und veranstalten in diesem Sinne vom 24. - 26.10.2014 einen bundesweiten Zivilklauselkongress an der HAW, um bereits
Erreichtes auszuwerten, uns zu qualifizieren und gemeinsam neue Vorhaben zu erarbeiten.
Alle sind eingeladen sich an dem Kongress und weiteren Vorhaben zu beteiligen.
„Mit den Waffen des Geistes gegen den Geist der Waffen“
Martin Löwenberg, Widerstandskämpfer gegen den deutschen Faschismus und KZ-Häftling