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© Reza Hossin Abadi

Wissenschaft für den Menschen oder für den Profit?
Eine notwendige Entscheidung


„Der Zugang der Bundeswehr zu Schulen, Hochschulen, Ausbildungsmessen und ähnlichen Foren ist für uns selbstverständlich. […] Deutschland hat ein elementares Interesse an einer innovativen, leistungs- und wettbewerbsfähigen nationalen Sicherheits- und Verteidigungsindustrie.“
„Deutschlands Zukunft gestalten“, Koalitionsvertrag zwischen CDU, CSU und SPD, 27.11.2013.

„Das Denken und die Methoden der Vergangenheit konnten die Weltkriege nicht verhindern, aber das Denken der Zukunft muß Kriege unmöglich machen“
Albert Einstein

Die gesellschaftlich kritisch eingreifenden Hochschulen sind unent­behrlich: Töten auf Knopfdruck durch Killerdrohnen, fiebriges Banken­glücksspiel und weltweit fortgesetzte Umweltzerstörung sind akute Herausforderungen für die Durchsetzung einer friedlichen, demo­kra­tischen, sozialen und ökologisch nachhaltigen Entwicklung.
Weltweit steigen die Widersprüche zwischen privatem Reichtum und öffentlicher Armut, technologischem Fortschritt und dem Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen oder Frieden und Militarisierung. Innerhalb dieser Widersprüche wächst auch die Verantwortung von Wissenschaft für eine positive Entwicklung der Gesellschaft Partei zu ergreifen. Bundesweit setzten und setzen sich Hochschulmitglieder für eine solche Orientierung der Wissenschaft, die allen zu Gute kommt, ein. Gefordert wird, dass die Hochschulen sich ausschließlich auf zivile Zwecke verpflichten und damit zu einer friedlichen Gesellschaftsentwicklung beitragen.
Auch an der HAW wird sich zunehmend die Frage gestellt: Wie sieht Wissenschaft aus, die sich in den Dienst des Menschen stellt, sich also wissenschaftlich mit den Widersprüchen unserer Zeit auseinandersetzt, um für Frieden zu wirken?
Diesem Engagement steht entgegen, dass Hochschulen in Deutschland jährlich Millionenbeträge z.B. von Verteidigungsministerien erhalten. Durch die Verweigerung bedarfsorientierter öffentlicher Mittelzuweisungen werden Hochschulen dazu gebracht Forschungsinhalte an den Anforderungen potentieller Geldgeber und ihrer Profitinteressen auszurichten – auch an denen von Bundeswehr und Rüstungsindustrie. Die Aufdeckungen der hohen Involviertheit deutscher Hochschulen in Rüstungsforschung („Pentagon-Skandal“, Niedersachsen) verdeutlicht die Bedeutsamkeit einer neuen Opposition gegen die Indienstnahme von Wissenschaft für diese menschenabgewandten Zwecke.
Die Möglichkeiten für die Durchsetzung dieser Vorhaben zu ergründen, hängt erheblich vom Engagement der Hochschulmitglieder selbst ab. Zur Diskussion dieser Anliegen hat der Fakultätsrat Technik und Informatik zu einer Sitzung aufgerufen, in der einzig das Verhältnis der Fakultät zu Rüstungsindustrie und -kooperation gemeinsam beraten werden soll.
Gegen eine Ausrichtung der Wissenschaft, die zu Aufrüstung, zur Zerstörung sozialer und natürlicher Lebens­grundlagen und zur Ermordung von Menschen durch Krieg beiträgt, kann dort neu eingegriffen werden.
Gemeinsam können wir die Möglichkeiten der Fakultät TI zu einer menschenwürdigen Gesellschaftsentwicklung beizutragen, ergründen und uns in kritischer Auseinandersetzung über Inhalt und Aufgabe von Wissenschaft der kollektiven Verantwortung für Frieden und für die Verbesserung der Lebensverhältnisse weltweit stellen.
Der AK Friedenswissenschaft ruft dazu auf sich in diesem Sinne an der Sitzung des Fakultätsrates zu beteiligen.